Auf den Spuren des Bauhauses

Gruppenbild Gruppenbild

Mit dem Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen auf Entdeckungsreise zu den Wirkungsstätten des Bauhauses.

In Jena, der ersten Station entwickelte sich Anfang des letzten Jahrhunderts eine enge Verbindung zwischen den Künstlern des Bauhauses, der Universität und der Industrie. In einer dreistündigen Führung beginnend am Ernst-Abbé-Denkmal, das Henry van de Velde 1911 geschaffen hat, vorbei am Zeiss Hauptgebäude ging es bergauf über viele Stufen zur Bauhaus-Villa Auerbach und weiter zum Studentenhaus, der heutigen Mensa, das 1927 erbaut wurde.

In Weimar, der zweiten Station der Reise haben die Karrieren vieler Bauhaus-Künstler begonnen, beispielsweise die von Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger. Beim Stadtrundgang am Vormittag wurde die ehemalige Kunstgewerbeschule besucht. Die ungewöhnliche Belichtung und die von Oskar Schlemmer entworfene malerische Ausgestaltung des Treppenhauses sind beeindruckend. Das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität fasziniert durch ihre sprossenfreie Fensterkrümmung. Reizvoll im Inneren ist vor allem die ellipsenförmige, dynamisch aufschwingende Haupttreppe.

Das Museum „Neues Weimar“, dem nächsten Programmpunkt widmet sich der Avantgarde um 1900. Präsentiert wird dort u.a. die Kunst der frühen Moderne von der Weimarer Malerschule bis zu Henry van de Velde.

Das „Bauhaus Museum“, das 2019 zeigt die Schätze der weltweit ältesten Bauhaussammlung. Die Ausstellung gibt einen einzigartigen Überblick über die Entwicklung des Bauhauses. Zu sehen sind u.a. die berühmte Tischlampe von Wilhelm Wagenfeld, die Teekanne von Marianne Brandt, der Lattenstuhl von Marcel Breuer, Möbel von Ludwig Mies van der Rohe ebenso wie die Arbeiten von Paul Klee, László Moholy-Nagy und Lyonel Feininger.

1924 war ein Schicksalsjahr für die Schule. Das Bauhaus wurde politisch bedingt durch eine erhebliche Kürzung des Zuschusses regelrecht ausgehungert und war gezwungen, Weimar zu verlassen.

1925 zog das Bauhaus dann von Weimar nach Dessau. Dessau hatte vor anderen Städten den Vorzug erhalten, weil es die finanziellen Mittel für einen Hochschulneubau bereitstellen konnte. Besichtigt wurden in Dessau das von Gropius entworfene Arbeitsamt, die kostengünstig gebaute Arbeiter-Wohnsiedlung Törten mit seinen Reihenhäusern und dem Konsum-Gebäude sowie das im Bauhausstil erbaute Restaurant Kornhaus. Es wurde klar wie das Bauhaus den Erfordernissen von Städten im Zeitalter der Industrialisierung gerecht werden sollte und dabei auch die Geschichte und die natürliche Landschaft berücksichtigt.

Das Bauhausgebäude gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Rundgang durch das Haus führte durch verschiedene historische Räume des 1926 entstandenen Schulgebäudes, darunter die Aula, das ehemalige Direktorenzimmer mit seinem stinkenden Triolin-Fußboden und durch ein früheres Studentenzimmer. 1932 setzte der Stadtrat von Dessau mit der Mehrheit der NSDAP die Schließung des staatlichen Bauhauses durch.

Viele Bauhauskünstler haben Deutschland um 1933 verlassen oder wurden inhaftiert, so auch Franz Ehrlich. Er kam in das KZ Buchenwald. Als ehemaliger Mitarbeiter von Bauhaus-Gründer Walter Gropius musste Ehrlich die Inschrift des Lagertors entwerfen. Er gestaltete die Inschrift im von den Nazis verpönten Bauhausstil. Der Besuch im KZ Buchenwald bildete den Abschluss der hochinteressanten Bauhausreise.