Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke

Bericht über den Vortrag von Prof. Dr. Wolfram Pyta am 15.03.2018 beim Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen

Das Porsche-Hochhaus an der B 27 zeigt dem von Ludwigsburg Kommenden unübersehbar an, dass auch Bietigheim-Bissingen ein Porsche-Standort ist. Über die Geschichte der Firma Porsche hielt der Stuttgarter Historiker Prof. Wolfram Pyta einen interessanten Vortrag im hiesigen Geschichtsverein.

Der Firmengründer Ferdinand Porsche, der 1875 in Nordböhmen geboren wurde, war von Jugend an fasziniert von der Entwicklung motorgetriebener Fahrzeuge. Er experimentierte schon vor dem 1. Weltkrieg in Österreich mit Wagen, die sowohl Elektroantriebe als auch Benzinmotoren hatten – also den heute so aktuellen Hybrid-Modellen. Porsche war ein genialer Konstrukteur, ein Perfektionist, der sich allerdings um die Produktionskosten seiner Entwürfe nicht kümmerte – das führte u.a. zum Ende seiner Tätigkeit bei Daimler in den zwanziger Jahren. 1931 machte er sich mitten in der Weltwirtschaftskrise selbstständig und gründete in Stuttgart ein reines Konstruktionsbüro ohne eigene Produktion; das geschah, so Prof. Pyta, eher aus der Not heraus.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sah Porsche für sich neue Chancen: Hitler wollte die Automobilindustrie fördern, um Arbeitsplätze zu schaffen, und er forderte die Entwicklung eines Autos zum Preise von 1000 Reichsmark, das breiten Volksschichten den Kauf ermöglichen sollte. Ferdinand Porsche hatte sich schon früher mit der Konstruktion eines massentauglichen Modells beschäftigt und konnte deshalb 1934 ein Exposé über ein solches Auto vorlegen. Zwei Jahre später führte er Hitler persönlich zwei Prototypen vor – der Vorläufer des späteren VW-Käfers war geboren. Den Auftrag zur Produktion erhielt allerdings nicht die ohnehin skeptische Autoindustrie; Hitler befahl den Bau eines eigenen Volkswagen-Werkes und zur Unterbringung der Arbeiter die Gründung einer neuen Stadt, die nach dem Krieg Wolfsburg genannt wurde. Sehr bald aber musste das neue Werk die militärische Version des Autos produzieren, den so genannten Kübelwagen. Politisch war Ferdinand Porsche ein Opportunist – er hätte jedem Regime gedient, wenn es ihm nur ermöglichte, seine technischen Ideen zu realisieren. Rassistische oder antisemitische Äußerungen Porsches sind aber nicht bekannt.

Nach dem Krieg gründete Ferdinand Porsches Sohn Ferry in Zuffenhausen eine eigene Automobilfabrik; hier entstand das erste Auto, das nicht nur von einem Porsche konstruiert war, sondern auch den Namen Porsche trug. Ferry Porsche hatte das Sportwagen-Modell unter Rückgriff auf die Volkswagen-Technik selbstständig entworfen, während sein Vater noch in französischer Haft saß. Damit hatte er sich von seinem Vater emanzipiert und zugleich war es ihm gelungen, die Nachfolgefrage in dem Familienunternehmen elegant zu lösen. Aus dem ursprünglichen Konstruktionsbüro wurde eine Weltmarke.