Johann Sebastian Bachs Luthertum und die Frömmigkeit seiner Texte.

Ein Vortrag mit Orgelmusik: Referent Dr. Herbert Lökes, an der Orgel Kantor Burkhard Pflomm.

Referent Dr. Herbert Lökes(Vergrößerung)

Eine im Rahmen der Sonderausstellung „Reformation erleben” vom Stadtmuseum Hornmoldhaus, in Kooperation mit dem Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen getragene Veranstaltung am 1. Oktober 2017 in der evangelischen Stadtkirche Bietigheim-Bissingen, stand unter dem Thema „Johann Sebastian Bachs Luthertum und die Frömmigkeit seiner Texte”. Dr. Herbert Lölkes, der Referent dieses Abends, erläuterte in der gut besetzten Stadtkirche den Zuhörern sehr dezidiert den Stand der heutigen Bachforschung. Ergänzt wurde der Vortrag durch Klangbeispiele aus dem Bachschen Orgelwerk, gespielt von Kantor Burkhard Pflomm.

Dr. Herbert Lölkes stellte zunächst die Frage in den Raum „Was wissen wir eigentlich über den persönlichen Glauben Bachs”? In Bachs Bücherschrank befanden sich eine große Zahl theologischer Bücher und verschiedene Bibelübersetzungen. Eine davon, die sog. Calov-Bibel, eine Lutherbibel, die vom lutherischen Theologen Abraham Calov mit Ergläuterungen versehen und im Jahr 1682 in Wittenberg gedruckt worden ist, hat Bach offensichtlich eifrig studiert und mit vielen Eintragungen versehen, die Rückschlüsse auf sein Selbstverständnis als Kirchenmusiker, aber auch auf die Auswahl der Texte für seine 200 Kantaten zulassen. Bach dichtete die Texte der Kantaten nicht selbst, sondern beauftragte Textdichter, die die von ihm vorgegebenen Themen in die dichterische Form eines Librettos brachten. In der Vertonung der Texte erkennt man dann die große Kunst Johann Sebastian Bachs, die lutherische Glaubensrichtung in Töne zu setzten, er ist musikalischer Übersetzer der christlichen Botschaft. Das gelingt Bach auch, wenn er z.B. eine für den Geburtstag der sächsischen Kurfürstin komponierte weltliche Kantate später mit einem geistlichen Text versehen in eine Kirchenkantate übernimmt. Diese Technik verwendet Bach des öfteren, aber nur in der Form, dass er eine weltliche Vorlage in eine geistliche Umwandelt und niemals umgekehrt.

Der Referent Dr. Herbert Lölkes erläuterte an weiteren Beispielen, wie Luthers Reformation von 1517 ca. 200 Jahre später durch Johann Sebastian Bach in seinen Kirchenkantaten umgesetzt wurde. Diese Veranstaltung in der evangelischen Stadtkirche war eine Bereicherung im Programm der Reformationsfeierlichkeiten 2017 in der Stadt Bietigheim-Bissingen.