Willi Weller im Russlandfeldzug

Ein Bericht von Stefan Benning über die GV-Runde am 11. Januar 2012

Beim Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen berichtete am vergangenen Mittwoch die Schülerin Jacqueline Weller-Flum über die Erlebnisse ihres Großvaters Willi Weller (1909-2006) im Russlandfeld 1941-1945.

Das persönliche Erleben des Krieges bewegt auch noch heute die Menschen stark, zumal die, die erst weit nach Kriegsende geboren sind und Kriegsleiden, Kriegserleben nur aus Erzählungen und der Literatur kennen. So waren zahlreiche Interessierte am vergangenen Mittwoch in den Bärensaal gekommen, um die 19jährige Schülerin an den Ellentalgymnasien, Jacqueline Weller-Flum, über die Russlanderlebnisse ihres Großvaters Willi Weller berichten zu hören und zu sehen. Unter den Gästen auch einige Schüler und viele aus der Nachkriegsgeneration.

Der 1909 in Ludwigsburg geborene und 2006 in hohem Alter verstorbene Willi Weller war Kaufmann und betrieb seit 1939 eine Kohlenhandlung beim Bietigheimer Güterbahnhof (Nachfolger heute Carl-Benz-Straße). Als begeisterter Segelflieger hatte er sich 1940 als Freiwilliger bei der Luftwaffe gemeldet. Mit seiner willkommenen Flugerfahrung wurde er als Oberfeldwebel in der Nahaufklärung im Russlandfeldzug eingesetzt, lange Zeit in der Nähe von Smolensk. Immer etwa 20 km hinter der Front stationiert, war es die Aufgabe seiner Aufklärungsgruppe im sehr langsam fliegenden „Fieseler Storch” die Front zu überfliegen und Fotos aus der Höhe zu machen, um die vordringenden deutschen Truppen mit Kenntnissen über das Feindgebiet zu versorgen. Umfangreiches geheimes Material aus dieser Aufgabe, Fotos, Tagesbefehle etc. konnte Weller am Kriegsende auf dem Rückzug retten. Gerade noch rechtzeitig konnte es im Wald vergraben, als er in Norddeutschland vorübergehend von englischen Truppen interniert wurde. Nach seiner Freilassung grub er das Material wieder aus, nahm es mit in die Heimat und vermachte es seiner Familie. Aus diesem Material nun konnte Jacqueline Weller-Flum schöpfen. Sie stellte die Tagesbefehle in ihrer besonderen, die Soldaten motivierenden Diktion vor und berichtete auch über den Alltag der Soldaten, der hinter der Front zwar auch entbehrungsreich, aber weniger dramatisch war. Weller war u. a. für Lebensmittelversorgung zuständig, trieb ein bisschen Ackerbau und konnte sogar einmal ernten. Man buk Pfannkuchen in Motoröl aus und pflegte ein entspanntes Verhältnis zu einheimischen Bevölkerung. Und doch traf auch der Tod durch Kriegseinwirkungen und den harten russischen Winter viele seiner Kameraden. Im Verlauf des Krieges wurde die Gruppe immer stärker auch zum Ausfliegen von Verwundeten eingesetzt.

Die gut strukturierte, mit viel authentischem Bildmaterial angereicherte Präsentation war im Rahmen eine Geschichtsarbeit am Gymnasium entstanden. Michael Schirpf als verantwortlicher Lehrer war von der hervorragenden Arbeit so begeistert, dass er Jacqueline Weller-Flum für den Vortrag beim Geschichtsverein gewinnen konnte. Er führte in den Vortrag an, lobte zu Recht die Präsentation und zollte am Ende gemeinsam mit dem dankbar applaudierenden Publikum der Schülerin Respekt für ihren Mut für diesen öffentlichen Auftritt.