Erwin von Baelz als Zeitzeuge und Beobachter im Japan der Meiji-Zeit (1868-1912), Japans rasantem Aufbruch in die Moderne

Erwin von Baelz

Erwin von Baelz (Quelle Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen)

Anlässlich des kommenden 100. Todestages von Erwin von Baelz im Jahr 2013 hielt die Japanologin und Kunsthistorikerin Dr. Susanne Germann beim Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen einen Vortrag.

Erwin von Baelz, der 29 Jahre in Japan als Universitätsprofessor und Mediziner tätig war, gilt als Mitbegründer der modernen Medizin in Japan. Er war Leibarzt der kaiserlichen Familie und verhalf der deutschen Medizin in Japan zu hohem Ansehen. Am 31. August 2013 jährt sich der Todestag des berühmten Bietigheimer Medizinprofessors Erwin von Baelz (1849-1913) zum 100. Mal. Der Vortrag von Dr. Susanne Germann beleuchtete die vielfältigen Facetten seiner Arbeit und seiner Persönlichkeit. Die Referentin stellte Baelz, als Beobachter und Zeitzeuge der rasanten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Japan des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.

In dieser als Meiji-Zeit (1868-1912) bezeichneten Epoche, benannt nach der Regierungszeit des Kaisers Meiji, entwickelte sich Japan vom altmodischen Feudalstaat, in dem der Shogun die politische Macht in Händen hielt, zu einer konstitutionellen Monarchie mit einer Verfassung, die in weiten Teilen an die des Deutschen Reichs angelehnt war. Damit war das Fundament für Japans beispiellos schnelle Industrialisierung gelegt, die den Fortschritt zu ihrem Prinzip erkor. Während seines Aufenthaltes in Japan zwischen 1876 bis 1905, einer Zeit, die das Land in die Moderne führte, kam Baelz durch seine Tätigkeit als Universitätsprofessor und Arzt mit vielen interessanten Menschen unterschiedlichster Herkunft in Berührung.

Auf Grund seiner medizinischen Fähigkeiten wurde er auch an die Krankenlager zahlreicher japanischer Politiker gerufen, die bedeutendsten darunter waren Staatskanzler Iwakura Tomomi, Minister für wirtschaftliche Entwicklung Ito Hirobumi, Außenminister Inoue Kaoru und Armeeminister Okuma Shigenobu.

In das Land der aufgehenden Sonne kamen auch so manche illustre Gäste, so Prinz Heinrich, ein Enkel des deutschen Kaisers Wilhelm I., für den die kleine deutsche Gemeinde unter Leitung von Baelz ein Gartenfest mit bunten Papierlaternen samt Feuerwerk ausrichtete.