Ein Schatz wird präsentiert

Ein Bericht über die GV-Runde am 7. Dezember 2011

Christus in der Mandorla

Christus in der Mandorla (Vergrößerung)

Die Dezemberrunde des Geschichtsvereins war der Vorstellung eines der wertvollsten Werke der mittelalterlichen Buchmalerei gewidmet, dem Codex aureus Epternacensis.

Dieses „Goldene Buch” ist zur Zeit des salischen Kaisers Heinrich III. (1039-1056) im Scriptorium der Benediktinerabtei Echternach entstanden, und derzeit in der Obhut des Deutschen Nationalmuseums in Nürnberg. Es ist ein sogenanntes Evangeliar und enthält auf 136 Pergamentseiten mit goldener Tinte sorgfältigst geschrieben den Text der vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Der Prachtdeckel des 31 cm auf 45 cm großen Buches ist geschmückt mit einer Elfenbeinschnitzerei der Kreuzigung Christi, umgeben von Goldreliefs mit Herrscherdarstellungen. Und alles ist eingefasst von einem mit Edelsteinen besetzten Rahmen aus bemusterten Emailleplättchen.

Weit über das Übliche hinausgehend ist der Bilderschmuck des Werkes, der mit einer ganzseitigen Darstellung Christi in der Mandorla beginnt. Auch jeder Evangelist ist auf einer ganzseitigen Miniatur zu sehen. Jedem Evangelium ist ein kunstvoll gestaltetes Blatt vorgestellt, auf dem Engel ein lateinisches Gedicht präsentieren, das auf den richtigen Gebrauch des jeweiligen Evangeliums hinweist. Jedes der vier Evangelien wird daraufhin mit einer feierlichen reichverschlungenen Initiale eingeleitet.

Das Außergewöhnliche gerade dieses Evangelienbuches sind aber die sonst nicht üblichen reichhaltigen Bildfolgen, die auf sechzehn Seiten mit je drei Streifen Kindheit, Wundertaten, Gleichnisse und Leidenszeit Jesu vorstellen.

Wesentlich unterstützt von einer von Albrecht Kurz hergestellten Bildpräsentation erläuterte Anne D. Kurz das Werk, besprach sorgfältig und sensibel die großen und vielen kleinen Bilder, wies als Frucht akribischer Beschäftigung mit den Bildern auf viele Feinheiten hin, stellte die drei an ihrer charakteristischen Malweise erkenntlichen Maler vor. Das äußerst aufmerksame Auditorium dankte für die feinsinnige Einführung in einen der größten Schätze der mittelalterlichen Buchkultur. Die Aufmerksamkeit der Gäste wurde belohnt von Manfred Kurz durch ein Weihnachtsspringerle, nachgebildet dem kaiserlichen Siegel Heinrichs III.