Jahreshauptversammlung und öffentlicher Vortrag des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen

Bericht über die Hauptversammlung des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen und dem anschließenden Vortrag über das Schloss Ludwigsburg während der Regentschaft von König Friedrich von Württemberg am 27. Februar 2020

Jahreshauptversammlung

Zur diesjährigen Hauptversammlung des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen konnte die 1.Vorsitzende Ute Bartelmäs eine große Zahl von Mitgliedern begrüßen - trotz miserablen Wetters. Sie gab einen Bericht über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins im vergangenen Jahr und hob als einen Höhepunkt die einwöchige Reise nach Nantes in Frankreich hervor. Anschließend erläuterte Reiner Theurer in seinem Kassenbericht die solide finanzielle Situation des Vereins. Für die Planung des interessanten Programms und die gute Organisation der Veranstaltungen bedankte sich ein Mitglied des Vereins extra bei allen, die daran mitgewirkt haben.

Öffentlicher Vortrag:
Rangerhöhung und Ausstattung – Schloss Ludwigsburg unter Herzog bzw. König Friedrich von Württemberg

Wie es gute Tradition ist, folgte danach ein öffentlicher Vortrag - diesmal von Dr. Catharina Raible, der neuen Leiterin des Stadtmuseums Hornmoldhaus. Ihr Thema waren die Veränderungen, die während der Herrschaft des ersten württembergischen Königs Friedrich an dessen Staats- und Privatappartements im Schloss Ludwigsburg vorgenommen wurden; mit diesem Thema hat sich Frau Raible in ihrer Dissertation intensiv beschäftigt.

Friedrich trat die Regentschaft 1797 als Herzog von Württemberg an, wurde 1803 nach dem Ende des alten Reiches Kurfürst und erlangte 1806 von Napoleons Gnaden die Königswürde. Wegen dieser Rangerhöhungen erhob Friedrich den Anspruch, seine offiziellen und privaten Räume im neuen klassizistischen Stil repräsentativ umzugestalten. Er nutzte Schloss Ludwigsburg als Sommerresidenz, jeweils von Ostern bis Oktober. Seine Räume liegen im Westflügel des so genannten „Neuen Corps de Logis”, des lang gestreckten Baukörpers, der die Gartenfront des Schlosses bildet. Dort musste ein angemessenes Audienzzimmer eingerichtet werden mit einem Thron unter einem Baldachin; dafür wurde aber nicht alles neu hergestellt - die Wandverkleidung hinter dem Thron besteht aus einem alten Damaststoff, ebenso andere Teile der Wandbespannung in diesem Raum. Die Zweitverwendung von Stoffen und Materialien, die aus anderen Schlössern geholt wurden, war damals durchaus üblich. Im westlichen Eckzimmer des „Neuen Baues” wurde Parkett verlegt, das aus Bad Mergentheim stammte - es hat dann auch ein anderes Muster als das übrige Parkett. In Friedrichs Schlafzimmer sind alte Rokoko-Wanddekorationen erhalten, aber sie wurden hinter Wandbehängen aus Seide verborgen, damit sie das klassizistische Stilempfinden des Königs nicht störten.

Bei der gegenwärtig laufenden Restaurierung dieser Teile des Schlosses ist man bemüht, die originale Möblierung von Friedrichs Räumen wiederherzustellen. Denn viele der Möbel, die bislang im Ludwigsburger Schloss zu sehen sind, stammen ursprünglich aus dem Neuen Schloss in Stuttgart; sie waren vor dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgelagert worden.

Catharina Raible bot dem Publikum anhand vieler Bilder einen instruktiven virtuellen Rundgang durch Friedrichs Appartements - bis zu einer realen Besichtigung dieser Räume werden wir wohl noch zwei Jahre warten müssen.