Von der Monarchie zur Republik 1918/19

Bericht über den Vortrag von Prof. Dr. Wolfram Pyta beim Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen (24.1.2019)

Die Deutschen, so heißt es häufig, sind nicht fähig, eine Revolution zu machen. In einem Vortrag beim hiesigen Geschichtsverein mit dem Titel „Von der Monarchie zur Republik 1918/19” zeigte der Stuttgarter Historiker Prof. Dr. Wolfram Pyta, dass die Ereignisse vom November 1918 zu Recht als Revolution bezeichnet werden. Kennzeichen einer Revolution, so der Referent, sei es, dass das Geschehen von einer unkontrollierten Bewegung der Massen bestimmt wird und zu einer radikalen Veränderung der politischen Verfassung führt. In der Massenbewegung entlade sich, was sich lange angestaut habe, einem Vulkanausbruch ähnlich.

Den Anstoß zu einer Massenbewegung im November 1918 gaben die Matrosen der Hochseeflotte in Kiel, die sich weigerten, dem Befehl der Marineführung zum Auslaufen der Flotte zu folgen. Sie fürchteten, in einem vermeintlich „heroischen” letzten Gefecht geopfert zu werden. Es gelang den Matrosen, die Soldaten des Heimatheeres in den Kasernen und zunehmend auch die Arbeiterschaft für ihre Forderungen zu gewinnen. Ihre Parolen hießen: „Frieden jetzt!” und „Brüder, nicht schießen!”

Was als Meuterei der Matrosen begann, griff auf weite Teile der Stadt über und entzündete eine revolutionäre Dynamik, die in wenigen Tagen eine ganze Reihe anderer Städte erfasste, von den Hansestädten bis in die west- und mitteldeutschen Industriegebiete. Überall bildeten sich Soldaten- und Arbeiterräte, die einen demonstrativen Bruch mit dem alten preußisch-militaristischen System forderten. Das mündete in die Parole: „Weg mit dem Kaiser!”


Prof. Dr. Wolfram Pyta hat seit 20 Jahren den Lehrstuhl für „Neuere Geschichte” der Universität Stuttgart inne. Vor 11 Jahren wurde ihm der Landesforschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Baden-Württemberg verliehen. Er ist außerdem Sprecher der „Unabhängigen Historikerkommission Bauen und Planen im Nationalsozialismus”.