Ein Bericht von Klaus Atzler über die GV-Runde am 13. April 2016
Die bayerische Prinzessin Sabina wird Herzogin von Württemberg - das war das Thema eines Vortrags im Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen, mit dem der 2. Vorsitzende des Vereins, Wolfram Wehnert, seine Vorträge über die Zeit Herzog Ulrichs abrundete.
Wie damals üblich war die Verbindung Sabinas mit dem württembergischen Herzog aus machtpolitischen und dynastischen Gründen arrangiert worden. Die bayerischen Wittelsbacher wollten ihren Einfluss auf das benachbarte, noch junge Herzogtum Württemberg ausdehnen, und auch die Habsburger glaubten ihrem Ziel, sich die Gefolgschaft Württembergs zu sichern, durch diese Heirat näher zu kommen, denn Sabinas Mutter Kunigunde war eine Schwester des habsburgischen Kaisers Maximilian.
Ulrich und Sabina wurden schon im Kindesalter miteinander verlobt, begegneten sich aber persönlich erst als Sabina 17 Jahre und Ulrich 22 Jahre alt war. Sie fanden nicht zueinander: Sabina fühlte sich abgestoßen durch Ulrichs aufbrausendes, jähzorniges Wesen, Ulrich sah in ihr eine eigensinnige, rechthaberische Frau, die zudem, eine Frau von ungewöhnlicher Körpergröße, wenig weibliche Anmut ausstrahlte. Ulrich zögerte geradezu peinlich lange, bis er sie schließlich zur Eheschließung heimführte. Das hinderte ihn nicht, die Hochzeit 1511 in Stuttgart mit größtem Prunk und Aufwand zu feiern.
Sabina residierte getrennt von ihrem Gatten im Schloss Urach; dort gebar sie dem Herzog zwei Kinder: die Tochter Anna, die in jungen Jahren starb, und 1515 den Sohn Christoph, der seinem Vater in der Herzogswürde nachfolgen sollte. Trotz der Geburt des Stammhalters besserte sich das Verhältnis der Ehegatten nicht - im Gegenteil: Sabina fühlte sich zunehmend von Ulrich bedroht, und dieses Gefühl steigerte sich noch durch einen ungeheuerlichen Vorfall: Ulrich hatte ein Auge auf die Frau seines Stallmeisters Hans von Hutten geworfen; er wollte ihn in dieser Sache zu einem Übereinkommen überreden, fühlt sich dann aber von ihm verraten und dem Gespött preisgegeben und erstach den Wehrlosen auf der Jagd. Daraufhin fürchtete Sabina um ihr Leben, widersetzte sich der Aufforderung, nach Stuttgart zu kommen, und floh mit Wissen des Kaisers und ihrer Brüder ins heimische München. Sie hat ihren Gatten nicht mehr wiedergesehen und Württemberg zu Lebzeiten Ulrich nicht mehr betreten.
Erst als ihr Sohn Christoph nach dem Tod des Vaters 1550 die Herrschaft angetreten hatte, holte er seine Mutter zurück aus Bayern und sicherte ihr eine angemessene Hofhaltung im Nürtinger Schloss zu, dem damaligen Witwensitz des Hauses Württemberg. In Württemberg konnte Sabina ihre Sympathien für die Protestanten offen zeigen; durch sie wurde Nürtingen zu einem kleinen Zentrum des württembergischen Protestantismus. Im Jahre 1564 ist sie dort gestorben; ihr Grabmal befindet sich neben dem ihres ungeliebten Mannes in der Tübinger Stiftskirche.