Ein Bericht über die Jahreshauptversammlung am 26. Februar 2015 und den anschließenden öffentlichen Vortrag
Im gut besetzten Kleinen Saal des Kronenzentrums fand kürzlich die diesjährige Hauptversammlung des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen statt. Bei den turnusgemäßen Wahlen wurde der Vorstand mit Frau Bartelmäs, Herrn Wehnert und Herrn Theurer einstimmig bestätigt; als neuer Schriftführer wurde Herr Lommel gewählt. Nach Abschluss der vereinsrechtlichen Regularien hielt die Markgröninger Stadtarchivarin, Frau Dr. Petra Schad, einen interessanten Vortrag über die Bedeutung des Markgröninger Pfarrers Reinhard Gaißer (auch: Gaißlin) für den Aufstand des Armen Konrad im Jahre 1514.
Ursache der Unruhen waren die Verarmung der Bauern und weiter Bevölkerungskreise als Folge von Missernten und der Unmut über die Willkürherrschaft des Herzogs. Der unmittelbare Anlass war die Einführung neuer Steuern, mit denen Herzog Ulrich seine immensen Schulden bezahlen wollte. Diese Steuern sollten als Verbrauchssteuern durch neue leichtere Gewichte, also weniger Ware für den gleichen Preis, eingetrieben werden.
Das Signal zum Aufruhr gab ein Bauer aus Beutelsbach, der Gaispeter, der demonstrativ die neuen Gewichte in die Rems warf. Schon wenige Tage später unterstützte der Markgröninger Stadtpfarrer Dr. Reinhard Gaißer in einer Predigt die berechtigten Beschwerden des so genannten „gemeinen Mannes”, also der Bauern, der Ackerbürger und der Handwerker. Er prangerte die Ungerechtigkeit an, setzte sich für die Armen ein und ging so weit, den Reichen und Herrschenden jede Weisheit abzusprechen.
Im Verlauf des Aufstandes kam es in mehreren Städten, darunter auch in Markgröningen und Bietigheim, zu aufrührerischen Versammlungen auf den Marktplätzen, bei denen Gewalttaten nur mühsam verhindert werden konnten. In Bietigheim wurde sogar auf die Wohnung des herzoglichen Vogtes geschossen.
Die herzogliche Verwaltung versuchte, die Rädelsführer des Aufstandes herauszufinden. Auch Gaißer wurde deswegen vom Landhofmeister nach Stuttgart einbestellt, und er sollte zudem mit Hilfe des Bischofs von Speyer diszipliniert werden, aber er blieb von Strafen verschont. Nach Abschluss des Tübinger Vertrages im Juli forderte er zur Huldigung des Herzogs auf, und dem herzoglichen Kanzler wurde bedeutet, Gaißer führe nun keine aufrührerischen Reden mehr. Während der Reformation vertrat er später in einem Religionsgespräch mit Ambrosius Blarer die Sache der Altgläubigen.