Ein Bericht über die GV-Runde am 15. April 2015
In einem Vortrag in der Geschichtsvereinsrunde widmete sich Wolfram Wehnert, der 2. Vorsitzende des Vereins; dem Leben des Herzogs Ulrich bis zu seiner Verbannung 1519 und rundete damit seine Vortragsreihe zur Biographie dieses Herzogs ab.
Der Herzog wurde im Jahre 1487 in Reichenweiher im Elsass als Sohn des Grafen Heinrich geboren; er war der lang ersehnte männliche Stammhalter im Hause Württemberg, aber das war keine Garantie für eine glückliche Kindheit. Seine Mutter starb im Kindbett, das Kind wurde nach Stuttgart gebracht und von Eberhard im Bart und Barbara Gonzaga als Adoptiveltern erzogen. Ursprünglich war er auf die Namen Eitel Heinrich getauft worden; durch die Umbenennung in Ulrich wurde er in die württembergische Namenstradition eingefügt - dagegen soll er sich später mit den Worten „Ich heiße dennoch Heinrich” gewehrt haben. Ulrich genoss die an Fürstenhöfen übliche Erziehung; er wurde unter anderem auch in der Dichtkunst und der Musik unterrichtet. Eine Zeitlang hat er sich am Hofe Kaiser Maximilians aufgehalten. In einem erhalten gebliebenen Lied klagt er über die unerfüllte Liebe zu einer brandenburgischen Prinzessin; davon konnte der Vortragende sogar eine gesungene Kostprobe geben. Der gemeinhin als jähzornig und gewalttätig bekannte Ulrich hatte also auch eine musische Ader.
Dynastisch-politische Interessen bestimmten Ulrichs weiteres Leben. Weil der Habsburger Maximilian seinen Einfluss auf das Herzogtum Württemberg ausweiten wollte, arrangierte er eine Verlobung Ulrichs mit der Kaiserenkelin Sabine von Bayern. Dass daraus keine Liebesbeziehung wurde, deutete sich schon an, als Ulrich seine Verlobte peinlich lange warten ließ, ehe er die Braut aus München heimführte. Schon vier Jahre nach der Hochzeit floh Sabine zurück zu ihrer Familie nach Bayern, nachdem sie offenbar von ihrem Gatten sogar persönlich bedroht worden war. Beim Hochzeitsfest im Jahre 1511 allerdings wurde jeder erdenkliche Prunk entfaltet, es sollte alles Vorherige übertreffen. Der Herzog hatte den Ehrgeiz, den württembergischen Hof zu einem der glanzvollsten im Reich zu machen; er berief z.B. einen bedeutenden „Hofkompositeur” und gründete eine Hofkapelle. Freilich wurde die prunkvolle Hofhaltung großenteils durch Schulden finanziert, das Land stand wegen der hohen Aufwendungen vor dem Bankrott. Als neue Steuern eingeführt werden sollten, erhob sich dagegen der Widerstand des „Armen Konrad”, und Ulrich musste im Tübinger Vertrag 1514 Zugeständnisse machen. Das hinderte ihn aber nicht an neuerlichen aggressiven politischen Aktionen. Der Überfall auf die Freie Reichsstadt Reutlingen und zuvor schon die eigenhändige Mordtat an seinem Stallmeister Hans von Hutten führten dazu, dass die Reichsacht über den Herzog verhängt wurde. Er musste sein Land verlassen und nach Mömpelgard und später nach Hessen ins Exil gehen. Ulrichs Machtpolitik war vorerst vollständig gescheitert.