Ein Bericht über die GV-Runde am 13. Februar 2014
Anlässlich des 225. Geburtstages des genialen und viel verkannten Nationalökonomen und Eisenbahnpioniers Friedrich List (1789-1846) hatte der Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen den international renommierten List-Forscher Prof. Dr. Dr. Eugen Wendler, Emeritus an der Hochschule Reutlingen, zu einem Vortrag über Lists Festungshaft auf dem Hohenasperg und seine Verbindungen zur „Demagogengesellschaft von 1825” eingeladen.
Zu Beginn bekannte sich der Referent zu seiner besonderen Beziehung zu Bietigheim, weil er vor über 35 Jahren in der Gewebesammlung von Technikum und Fachhochschule Reutlingen eine wertvolle Sammlung altjapanischer Gewebefragmente vom 16. bis 19. Jahrhundert des berühmten Japanarztes Dr. Erwin von Baelz entdeckt hat. Trotz entsprechender Bemühungen liegt die Sammlung immer noch brach; sie ist auch nicht öffentlich zugänglich. Aber der Referent hat dem Bietigheimer Geschichtsverein eine Sonderführung angeboten.
Anschließend machte Prof. Wendler deutlich, wie er vor über 43 Jahren zur List-Forschung kam und erinnerte in einem kurzen biographischen Abriss an Lists historische Verdienste.
Im zweiten Teil des Vortrages ging er auf das historische Umfeld zu Lists Ausschluss aus dem württembergischen Parlament und seine Verurteilung wegen der scharf formulierten âReutlinger Petitionâ ein. Darin hatte er die damaligen politischen, wirtschaftlichen und bürokratischen Verhältnisse im Königreich Württemberg heftig kritisiert. Wegen dieser Kritik wurde er genauso wie viele Burschenschaftler ein Opfer der von dem österreichischen Staatskanzler von Metternich verfügten Karlsbader Beschlüsse und der dadurch ausgelösten Demagogenverfolgung. Wie List waren auch diese Studenten glühende Verfechter der nationalen Idee für ein politisch geeintes Deutschland.
Bei der Demagogengesellschaft auf dem Hohenasperg handelt es sich um knapp 20 Tübinger Burschenschaftler, die zu unterschiedlich langen Freiheitsstrafen verurteilt und gleichzeitig mit List oder kurz darauf auf dem „Demokratenhügel” inhaftiert waren. Durch zahlreiche neue Quellen und Bilder hat Prof. Wendler die Spuren dieser Häftlinge und ihre Verbindungen zu Friedrich List verfolgt. Eine lebhafte Diskussion hat sich an diesen sehr gut besuchten Vortrag angeschlossen.