Ein Bericht über die Venedigreise des Geschichtsvereins vom 6. - 9. April 2010
Eine Reisegruppe des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen verbrachte in der vergangenen Woche eindrucksvolle Tage in Venedig. Selbst der wegen eines kurzfristigen Streiks gecancelte Rückflug beeinträchtigte das Erlebnis nicht. Kassier Reiner Theurer konnte mit Unterstützung des Reisebüros Spillmann kurzfristig einen italienischen Bus organisieren, der die Gruppe sicher zurückbrachte.
Erstmals seit seinem Bestehen hatte der Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen seinen mehr als 300 Mitgliedern im Jahresprogramm eine Auslandsreise angeboten: Vier Tage Venedig unter Leitung des erfahrenen Venedig-Kenners Stefan Benning. Bereits innerhalb weniger Tage waren die 24 Plätze ausgebucht und die Warteliste so lang, dass gleich für den Herbst eine zweite Reise avisiert wurde. Auch hier sind nur noch wenige Plätze frei. In zwei Vorbereitungsabenden hatte Benning die Mitreisenden und Interessierten kundig in die Geschichte und Architektur Venedigs eingeführt und Erwartung und Interesse geschürt.
Am Dienstag nach Ostern wurde die Gruppe bei strahlendem Sonnenschein nach einstündigem Flug vom Flughafen Marco Polo standesgemäß mit dem Motorboot in die Lagunenstadt gebracht. Vom zentral nähe der Rialtobrücke gelegenen Hotel führte ein erster Spaziergang zur Akklimatisierung durch das Sestiere San Marco. An kleinen versteckten Kostbarkeiten wie dem Palazzo Contarini-Bovolo mit dem filigranen Renaissance-Treppentürmchen oder Weltberühmtheiten wie dem Teatro La Fenice vorbei gelangte man schließlich zur Piazza San Marco. Im warmem Abendlicht verbreitete der zentrale Platz eine orientalische Stimmung und ließ die Herzen nicht nur der Fotografen höher schlagen.
Hier knüpfte der nächste Tag an: Mit der Basilica di San Marco und dem Dogenpalast, dem Rathaus der Lagunenstadt, standen die gute Stube der Serenissma und gleichzeitig die am stärksten touristisch frequentierten Orte auf dem Programm des Vormittags. Auf schmalen ruhigeren Gassen über Brückchen und Kanäle ging es am Nachmittag durch das vom Tourismus kaum berührte Castello-Sestiere am Arsenal vorbei zur imposanten Dominikanerkirche Zanipolo mit ihren vielen Dogengräbern, der benachbarten Scuola Grande di San Marco mit ihrer augentäuschenden Renaissancefassade und dem Reiterstandbild des furchterregend blickenden Condottiere Colleoni. Ein Schatzkästlein ist die kleine Kirche Santa Maria dei Miracoli gleich um die Ecke, ein Schlüsselbau der venezianischen Renaissance. Den Tag schloss ein Besuch im Ghetto, dem historischen venezianischen Judenviertel im Sestiere Cannaregio ab, wo unübersehbar auch heute wieder jüdisches Leben eingekehrt ist.
Der dritte Tag führte in das historische Geschäftszentrum der Serenissima um die Rialtobrücke und auf den auch noch heute täglich stattfindenden Markt. Unvergleichlich vielfältig ist das Angebot an Gemüsen, Fischen und Meeresfrüchten. Durch das historische Rotlichtviertel - Venedig galt im 18. Jahrhundert als das Bordell Europas - ging es zum Palazzo Mocenigo, der bis 1945 bewohnt noch einen Eindruck vom feudalen Wohnstil des venezianischen Stadtadels vor allem des 18. Jahrhunderts gibt. Durch ruhige Gassen der Sestiere San Polo und Santa Croce ging es zur Frarikirche, der anderen großen Bettelordenskirche Venedigs. Zwei bedeutende Werke Tizians, des venezianischsten aller Maler Venedigs, lockten hier besonders: die Pesaro-Madonna und die Assunta, ein seinen Ruhm begründendes Frühwerk an zentraler Stelle im Chor. In einer Seitenkapelle beeindruckte der Pesaro-Altar von Giovanni Bellini. Weiter gings zur Piazzale Roma, wo die gerade fertiggestellte, in filigranem Bogen den Canale Grande überspannende Millionenbrücke des spanischen Stararchitekten Calatrava beeindruckte. Hier nun bestieg die Gruppe einen Wasserbus, ein Vaporetto, um die Fahrt über den Canale Grande vorbei an den historischen Palazzi des venetianischen Stadtadels zu genießen: dem Fondaco dei Turchi, der Ca d'Oro und dem Ca Dario. Anschließend ging es weiter auf die vorgelagerte Insel Giudecca mit der Palladiokirche Il Redentore und der Stucky-Mühle. Intensiv genossen alle Geschichtsvereinler die Kaffeepause in der warmen Nachmittagssonne vor der Südansicht der Serenissima mit Zattere, Campanile und Dogenpalast.
Voller Eindrücke und begeistert von der reichen Geschichte und dem ganz eigenen Charakter dieser unglaublichen Stadt kehrte die Gruppe statt mit dem Flugzeug mit dem Bus am frühen Samstag morgen zurück, schon in Vorfreude auf künftige Reisen.