Ein Bericht von Stefan Benning über den Festakt am 15. Mai 2009
Mit einem stilvollen Festakt beging der Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen am vergangenen Freitag im Kronenzentrum sein 25jähriges Jubiläum. Festredner Prof. Dr. Franz Quarthal von der Universität Stuttgart referierte über Geschichte und Bedeutung der Geschichtsvereine seit dem frühen 19. Jahrhundert. Mehr als 400 Gäste konnte der Vorsitzende Manfred Kurz im Kronenzentrum zum Festakt anlässlich des 25jährigen Bestehens des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen begrüßen, darunter viele Gemeinderäte und „solche, die es werden wollen”, wie Kurz mit einem augenzwinkernden Blick auf die anstehende Kommunalwahl feststellte.
Am 19. März 1984 war der Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen gegründet worden, hervorgegangen aus einem vom Stadtarchiv initiierten offenen Arbeitskreis für Stadtgeschichte. 23 Mitglieder zählt das Gründungsprotokoll. Mit einem Vortrag des großen Landeshistorikers Hansmartin Decker-Hauff im Juni 1984 stellte sich damals der Verein erstmals der Öffentlichkeit vor. „Zum ersten Mal erfuhren die Bietigheimer etwas von Antonia Visconti”, erinnerte Kurz, „dieser frühen Förderin der Stadt.” Eine Welle von Beitritten war die Folge dieses fulminanten Vortrags. Auch Oberbürgermeister Manfred List trat damals dem Verein bei und dokumentierte damit die Bedeutung, die er diesem neuen Verein beimaß. Bis heute ist er dem Verein treu geblieben und war auch unter den Festgästen.
In einem knappen Überblick erinnerte Kurz an die Höhepunkte der Vereinsgeschichte, an das Jahr des Stadtjubiläums 1989 und an die stattliche Zahl von über 200 Veranstaltungen, die der Verein in 25 Jahren seinen Mitgliedern aber auch den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt geboten habe. Insbesondere hob er dabei die Rolle des Vereins in der Ausbildung der Stadtführer hervor, womit dieser auch erheblich zu einer positiven Außendarstellung der Stadt beitrage.
Oberbürgermeister Jürgen Kessing überbrachte die Glückwünsche und den Dank der Stadt Bietigheim-Bissingen. Er betonte die Bedeutung der Geschichte für die Gesellschaft als eines Fundaments der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger, die Voraussetzung sei für ein Engagement für die Gesellschaft. Besonders dankte er dem Geschichtsverein für die vielen Stadtführungen und die Aus- und Fortbildung der Stadtführer. Als Geschenk überreichte er dem Verein den gerade frisch übergebenen Denkmalwerteplan der Altstadt Bietigheim und ein kleines finanzielles Jubiläumspräsent.
Ein Grußwort des Gesamtverbands der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine überbrachte Dr. Albrecht Ernst. Ernst, der in Sachsenheim wohnt und die Arbeit des Bietigheim-Bissinger Vereins deshalb gut kennt, lobte das umfangreiche, modular aufgebaute Programm des Geschichtsvereins. Es sei in Umfang und Qualität beispielgebend.
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Franz Quarthal, Inhaber des Lehrstuhls für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart. Er fühle sich geehrt, als Festredner zum 25jährigen Vereinsjubiläum gleichsam die Nachfolge seines Doktor- und Habilitationsvater Hansmartin Decker-Hauff antreten zu dürfen, der zur Vereinsgründung hier gesprochen habe, begann Quarthal. In einem sehr dichten Vortrag ordnete er die wellenartige Gründung von Geschichts- und Heimatvereinen in Württemberg in den zeit- und kulturgeschichtlichen Kontext ein. Der letzten großen Welle der Geschichtswerkstätten und „Grabe-wo-du-stehst”-Bewegungen der späten 1970er Jahre ist dabei auch der Geschichtsverein Bietigheim-Bissingen zuzuordnen.
Abschließend betonte Quarthal die Rolle, die der Landesgeschichte und damit auch den Geschichtsvereinen in der gegenwärtigen Gesellschaft in immer stärkerem Maße zuwächst. Indem die Geschichtsvereine über die historischen Hintergründe des Wohnortes, der Region, des Landes aufklären, fördern sie das Verständnis, die Integration und Heimatfindung insbesondere auch der vielen Migranten in ihren neuen Wohnorten. In einer globalisierten Welt, in der die alten nationalstaatlichen Grenzen zunehmend verschwinden, wird die Zahl der Migranten zwangsläufig weiterhin steigen und die Aufgabe der Integration immer größere gesellschaftliche Bedeutung bekommen.
Stellvertretend für die mehr als 80 Mitglieder des Gründungsjahres erhielt der erste Vorsitzende des Gründungsjahres Günther Bentele die Jubiläumsgabe aus der Hand seines Amtsnachfolgers Manfred Kurz, einen Handdruck des künstlerisch verfremdeten Hornmoldhauses, den der Künstler Robert Würth speziell für diesen Zweck entworfen und hergestellt hatte. Alle anderen Jubiläumsmitglieder erhielten ihr Handdruckexemplar zusammen mit der Ehrenurkunde während des anschließenden Stehempfangs.