Eingang Stollen Gaishalde

Luftschutzstollen in Bietigheim-Bissingen

(Download: Dieser Text als Flyer im pdf-Format, 1.4 MByte!!)

Der Gaishalden-Stollen wird mehrmals im Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Besichtigungstermine entnehmen Sie bitte aus dem Jahresprogramm des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen e.V.


Der Krieg an der Heimatfront

Zum Schutz für die Zivilbevölkerung und die Arbeitskräfte in den rüstungswichtigen Betrieben wurden ab 1944 auch in Bietigheim und Bissingen Luftschutzstollen gebaut. Die Feindüberflüge nahmen seit 1942 permanent zu. Strategisch wichtige Ziele wie Enzviadukt und Bahnhof wurden immer wieder unter Feuer genommen, Flächenbombardements trafen die Stadt ab Ende 1944.

Fliegeralarm bzw. Entwarnung wurde über die Sirenen auf den Dächern der Hillerschule, der Firma Bessey und den DLW gegeben. Zwanzig Minuten vor dem mutmaßlichen Eintreffen der Flieger gaben die Sirenen Hauptalarm.

Die für den Luftschutz schon in den 30er Jahren ausgebauten Keller reichten für die Bevölkerung bald nicht mehr aus. Viele ausgebombte Familien aus dem Ruhrgebiet, dem Rheinland und aus Stuttgart mussten aufgenommen werden. Auch einige wichtige Rüstungsbetriebe wie Daimler-Benz und Bosch hatten ihre Produktion nach Bietigheim in die Hallen der DLW und der Kammgarnspinnerei verlegt.

Im April 1944 wurde deshalb auf Initiative des Bürgermeisters Gotthilf Holzwarth sowie der Firmen Daimler-Benz, Bessey und DLW mit dem Bau von Luftschutzstollen begonnen. In Bissingen waren es Bürgermeister Silcher, die ebenfalls in der Rüstungsproduktion tätige Maschinenfabrik Grotz und eine Reihe von Privatpersonen, die die Initiative ergriffen.

Im Mai 1944 wurden Bietigheim und Bissingen in daserweiterte Luftschutz-Führer-Programm aufgenommen. Die Kosten für den Stollenbau trug damit das Reich.

Im letzten Viertel 1944 waren die Stollen benutzbar. Seit dem verheerenden Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dez. 1944 brach bei jedem Luftalarm Panik unter der Bevölkerung aus. In den letzten Kriegswochen ab Februar bis Mitte April 1945 waren die Stollen dauerhaft belegt. Nachdem die Enz zehn Tage lang die Frontlinie gebildet hatte, war der Krieg hier am 24. April 1945 beendet. Die Stadt wurde zunächst von französischen, dann von amerikanischen Truppen besetzt.

Der Gaishalde-Stollen

Der Gaishalde-Stollen war ausschließlich für die Zivilbevölkerung der Altstadt bis zum Bahndurchlass beim Cafe Central gedacht. Mit dem Bau wurde im April 1944 begonnen. Durch Bohrungen und Sprengungen wurde vom Süd- und Westeingang das Gangsystem gleichzeitig in den Muschelkalk getrieben. (Der Südeingang ist heute vermauert.) Zwölf Zwangsarbeiter aus dem Durchgangslager besorgten diese Arbeit. Die Sprengungen führte der Sprengmeister eines Tiefbauunternehmens durch. Der Abraum sollte in den Abend- und Nachtstunden in Gemeinschaftsarbeit der Parteimitglieder beseitigt werden. Lastwagen des Flughafens Großsachsenheim besorgten den Abtransport. Zerklüftungen im Fels, Schwierigkeiten mit dem Bohrgerät, Materialmangel und Erkrankungen der Arbeiter behinderten immer wieder die Arbeit.

Mitte Nov. 1944 war eine Seite des Stollens fertig. Der Stollen wurde sofort sehr stark benutzt. Anfang Dez. standen 249 Sitz- und genauso viele Stehplätze bereit.

Die starke Belegung bei Luftangriffen führte dazu, dass die Luft im Stollen rasch verbraucht war. Ohnmachtsfälle verlangten den Einbau einer Belüftungsanlage und die Ausrüstung des Stollens mit einer Tragbahre und einem Sanitäter.

Beschï¿œdigter Enzviadukt


Der Enzviadukt war immer wieder Ziel von Jagdbombern. Die Angriffe gefährdeten auch die Zivilbevölkerung. Der Viadukt wurde zwar mehrmals erheblich beschädigt, der Schienenverkehr konnte jedoch nicht dauerhaft gestört werden. Erst deutsche Truppen sprengten auf ihrem Rückzug am 8. April 1945 mehrere Pfeiler.


Weitere Luftschutz-Stollen in der Stadt:

Bietigheim

Wobachstollen

Stollen des Werkluftschutzes der DLW mit mehr als 2500 Plätzen, davon 749 zivile. Erste Ansätze auch zu einer luftschutzsicheren Produktion. Der Stollen diente nach dem Krieg als Pilzzuchtanlage. Eingang 1989 aus ökologischen Gründen für Fledermäuse und Lurche teilweise vermauert.

Talstollen

Werkluftschutzstollen der Firmen Bessey und Bock & Link in der Talstraße.

Kammgarnspinnerei

Einziger reiner Erdstollen. Von der Firma Daimler-Benz in Eigenleistung in den nördlichen Enzhang getrieben (600 Pers.). Plan des Stollens (140 kB).

Stollen bei der Dreckmühle

Reiner Zivilstollen in der Metterzimmerer Straße. Erhebliche Probleme mit eindringendem Wasser verhinderten einen weiteren Ausbau. Die Schutz Suchenden mussten teilweise Regenschirme gegen das eindringende Wasser aufspannen.

Laiern

Unter dem Gebäude der Firma „Schuh-Fritz“ als Werkluftschutzstollen auch für die Firmen Klumpp & Arretz sowie die Reichsbahn. Überwiegend von Zwangsarbeitern und „Sträflingen“ gebaut.

Bissingen

Brandhalde

Baubeginn Sept. 1944 (650 Pers.) für Bewohner der Parzelle

Steinbruch hinterm Liederkranzhaus

Werkluftschutz Maschinenfabrik Grotz

Stollen in der Ludwigsburger Straße

Baubeginn Jan. 1945 (700 Pers)

Stollen im Gewann Berg

Gegenüber der Bissinger Enzbrücke. Baubeginn Mai 1944

Untermberg

Stollen an der Straße nach Unterriexingen unterhalb des Friedhofs für ca. 500 Pers.