Programm 2023

Liebe Mitglieder und Freunde des Geschichtsvereins,

wir haben Ihnen wieder eine große Auswahl aktueller Vorträge mit interessanten Themen und kompetenten Referenten zusammengestellt.

Unsere Veranstaltungsreihe begann im Januar mit einem Vortrag von Dr. Erwin Frauenknecht über Johannes Reuchlin. Wir beenden das Jahr mit einem Bericht über die Eisenbahngeschichte in und um Bietigheim-Bissingen „Von der Nordbahn zum Nahverkehrsknoten“ mit Kreisarchivar Wolfram Berner.

Unsere eintägigen Ausfahrten führen uns in diesem Jahr nach Lauffen, zum Hofgut Bernstein und zum Schloss Glatt bei Horb.

Die mehrtägige Exkursion, eine Entdeckungsreise zu den Ursprüngen der Moderne, führt uns nach Jena, Weimar, Dessau und Buchenwald. Diese Reise war schon für 2020 geplant und musste coronabedingt damals abgesagt werden.

Die Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Hornmoldhaus und dem Stadtarchiv liegt uns sehr am Herzen. Eine Archivführung und eine Führung durch das Stadtmuseum Hornmoldhaus haben wir auch in diesen Jahr ins Programm aufgenommen.

Auch besondere Anlässe greifen wir sehr gerne auf, wie beispielsweise das 50-jährige Jubiläum des Landkreises Ludwigsburg, das in diesem Jahr begangen wird.

Wir laden Sie sehr herzlich zu unseren Veranstaltungen ein.

Reiner Theurer
1.Vorsitzender


Kommende Termine

 Do • 14.12.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Von der Nordbahn zum Nahverkehrsknoten.“

Aspekte der Eisenbahngeschichte in und um Bietigheim-Bissingen.

Seit dem 11. Oktober 1847 besteht vom Bahnhof Bietigheim (Württ.), wie er bis 1974 bezeichnet wurde, Anschluss an das süddeutsche Eisenbahnnetz für Bietigheim-Bissingen. Mit der Fertigstellung der ingenieurtechnischen Meisterleistung des Enzviadukts sechs Jahre später stieg der Bahnhof zu einem der wichtigsten Schienenverkehrsknotenpunkte in Württemberg auf. Industrieansiedlungen mit Gleisanschlüssen prägten jahrzehntelang das Bahnhofsumfeld. Die heutige Rolle des Nahverkehrsknoten mit möglichen Ausbauplänen soll dabei das Vortragsthema abrunden.

Wolfram Berner ist Historiker und Leiter des Kreisarchivs Ludwigsburg.
Seine Veröffentlichungen befassen sich mit der Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte in der Region Stuttgart. Schwerpunktmäßig setzt er sich seit 2008 für die Reaktivierung der Bottwartalbahn als Regionalstadtbahn ein. Das Projekt beinhaltet sowohl die Wiederherstellung alter Streckenabschnitte als auch neue Trassenführungen.


Vergangene Termine

 Do • 12.1.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Johannes Reuchlin - unterwegs im Dienste Württembergs“.

Johannes Reuchlin (1455–1522) gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten des Humanismus. Seine Wirkung geht weit über den deutschen Südwesten hinaus. Seine Werke bildeten ein zentrales Fundament für die damals entstehende Gräzistik und vor allem für die christliche Hebraistik. Seine Texte beeinflussten die Debatten der Zeit, allen voran sein „Ratschlag“ über den Umgang mit den jüdischen Büchern.

Die markante Persönlichkeit Reuchlins steht für Toleranz, Freiheit und Offenheit gerade im Umgang mit den jüdischen Traditionen seiner Zeit. Als Diplomat und Jurist war Reuchlin jahrzehntelang für Graf Eberhard im Bart unterwegs, zahlreiche Reisen führten ihn weit durch Europa.

Dr. Erwin Frauenknecht

 Mo • 27.2.2023 • 19 Uhr • Kronenzentrum

Jahreshauptversammlung

  1. Begrüßung
  2. Bericht der 1. Vorsitzenden
  3. Bericht aus dem Arbeitskreis Bunkerforschung
  4. Kassenbericht
  5. Bericht der Kassenprüfer
  6. Aussprache
  7. Entlastung
  8. Ehrungen
  9. Wahlen
  10. Verschiedenes

Anträge zur Tagesordnung müssen mindestens 5 Tage vor der Versammlung bei der 1. Vorsitzenden eingereicht werden.

 Mo • 27.2.2023 • 20 Uhr • Kronenzentrum

Öffentlicher Vortrag im Anschluss an die Jahreshauptversammlung:

„Feuer – Segen, nicht nur Fluch!“

Stadtbrände in Bietigheim“ beleuchtet nicht nur die Schattenseiten von Brandkatastrophen und die zerstörerische Macht der Flammen, sondern auch die positiven Seiten des Feuers und die lehrreichen Konsequenzen aus vergangenen Bränden. Im Vortrag von Museumsleiterin Dr. Catharina Raible werden anhand verschiedener Beispiele zahlreiche segensreiche Aspekte des Feuers vorgestellt. Es wird nachgezeichnet, welche Lehren und Entwicklungen sich im Laufe der Jahrhunderte aus Stadtbränden und Schicksalsschlägen ableiten lassen, und welch entscheidende Rolle das Feuer bis zum heutigen Tag spielt.

Dr. Catharina Raible, Stadtmuseum Hornmoldhaus

 Mi • 8.3.2023 • 15 Uhr • Hornmoldhaus

Führung durch die Ausstellung
„Feuer - Segen und Fluch. Stadtbrände in Bietigheim“

Dr. Catharina Raible

Anmeldung: anmeldung@geschichtsverein-bietigheim-bissingen.de

 Do • 30.3.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Wie gelangte Hitler an die Macht?“

Einblicke in die Hintergründe einer verhängnisvollen Entscheidung

„Warum wurde Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt?“ Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der politische Dammbruch. Denn nun konnte Hitler die sich aus seinem Amt ergebenden Möglichkeiten nutzen, um allmählich eine totalitäre rassistische Diktatur zu errichten.

Der Vortrag geht den Gründen für diese verhängnisvolle Entscheidung nach. Er spürt den Ursachen für die Wahlerfolge der NSDAP nach, die im Sommer 1932 bei freien Wahlen mehr Stimmen erreichte als die zwei - und drittplatzierte Partei zusammen. Vor allem stellt er die Frage nach der Entscheidungskraft des einzigen Amtsinhabers, der Hitler auf legale Weise dieses Amt verschaffen konnte: Reichspräsident Paul von Hindenburg. Dabei korrigiert die heute immer noch kolportierte, aber keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhaltende These, dass der 85 - jährige Reichspräsident nicht Herr seiner Entscheidung gewesen und von Hintermännern instrumentalisiert worden sei. Die Leitthese des Vortrags ist, dass am 30. Januar 1933 Hindenburg und Hitler einen politischen Pakt schlossen, weil Hitler sich auf die Konditionen des Reichspräsidenten eingelassen hatte, um Kanzler werden zu können.

Prof. Dr. Wolfram Pyta

 So • 2.4.2023 • 11 Uhr bis 17 Uhr

Der „Museumsbunker“ in der Brandhalde und der „Luftschutzstollen“ unter der Laurentiuskirche sind geöffnet.

 So • 23.4.2023 • 17 Uhr • Stadtkirche Bietigheim

Eine szenische Lesung mit Wortkino – Dein Theater:

„Der Pastor bleibt Pastor“ – Dietrich Bonhoeffer zum Gedächtnis.

„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit.“ (Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945)

Während die Welt in einer emotionslosen Brutalität versank, kämpfte der in Breslau geborene Pfarrer Dietrich Bonhoeffer während der Zeit des Nationalsozialismus für die Bewahrung christlicher Werte. Mit seinem unbestechlichen Gefühl für Recht und Unrecht und seinem Mut zu Entscheidungen, die ihm selbst unbequem waren, wurde der beispielhafte Pfarrer aus Deutschland weltweit zu einem Hoffnungsträger. In England zählt Dietrich Bonhoeffer zu den zwanzig Märtyrern des 20. Jahrhunderts, die als in Stein gehauene Figuren über dem Portal der Kirche Westminster Abbey dargestellt sind.

Biografie eines furchtlosen und mutigen Mannes, der seine aufrechte Haltung auch im Angesicht des Terrors und des Todes nicht verlor.

Spieldauer: 1 Std.30 Min

In Kooperation mit der ev. Kirchengemeinde Bietigheim

 Do • 27.4.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „50 Jahre Kreisreform“. Der Kreis Ludwigsburg und die Kreisreform.

Am 23. Juli 1971 beschloss der Landtag von Baden-Württemberg das »Erste Gesetz zur Verwaltungsreform«, das auch als »Kreisreformgesetz« bezeichnet wird und zum 1. Januar 1973 in Kraft trat. Durch das Gesetz wurden die seit 1936/38 bestehenden Kreisgrenzen landesweit verändert und die einzelnen Kreisgebiete neu geordnet. An die Stelle von ehemals 63 Landkreisen traten 35 neue Landkreise. Ziel war unter anderem, die Landkreise als Selbstverwaltungskörperschaften zu stärken und leistungsfähiger zu machen.

Für unseren Raum bedeutete die Kreisreform die Auflösung der Landkreise Vaihingen, Leonberg und Backnang, Aufteilung ihrer Gebiete und Vergrößerung des Landkreises Ludwigsburg um einige dieser Teile sowie um einen kleinen Teil des Landkreises Heilbronn. Dabei hat der Landkreis Ludwigsburg einen Zuwachs von 29 Städten und Gemeinden mit insgesamt 97.000 Einwohnern erhalten.

Die Kreisreform war jahrelang das landespolitische Thema Nr. 1. Vor allem in den Landkreisen, die aufgelöst werden sollten, gab es heftige Proteste. In den betroffenen Kreisen formierte sich massiver politischer Widerstand, und auch in der Bevölkerung wurde, zum Teil sehr emotional, starker Unmut über die Reformpläne artikuliert.

In dem Vortrag werden als Schwerpunkt die politischen Auseinandersetzungen um die Auflösung der alten Landkreise Leonberg und Vaihingen vorgestellt. Gestreift werden auch die nicht weniger spannenden Reformdiskussionen im Bottwartal und dem östlichen Bereich des heutigen Landkreises Ludwigsburg.

Dr. Thomas Schulz

 Sa • 6.5.2023 • 12:45 Uhr • Treffpunkt 🞊 Bf Bietigheim

Besuch beim Nachbarn „Das Lauffener Städtle.“

Burgen, Schlösser und Gefängnismauern

Reiner Theurer

Anmeldung: anmeldung@geschichtsverein-bietigheim-bissingen.de

 Sa • 20.5.2023 • 14 Uhr • Treffpunkt 🞊 Bahnhofstraße, Eingang alter Friedhof

„Dr Flegga“ – Ein Streifzug durch die Ortsgeschichte Bissingens.

„Fremde Mächte verwüsteten den Ort,
die nachhaltigste Verwüstung geschah in Eigenregie:
Der Abriss der Ortsmitte für den Bau des neuen Rathauses.

Danach erfolgte die Zwangseingemeindung nach Bietigheim,
der Wohlstand der Gemeinde wurde einkassiert -
Zurück bleibt ein unechter Teilort, dessen Straßen wir durchqueren“

so die Aussage von Siegert Kittel. Wir freuen uns auf eine lebhafte Debatte!

Siegert Kittel, gebürtiger Bissinger, lebt inzwischen im Dreiländereck Weil / St.Louis / Lörrach / Basel und betätigt sich dort als Gästeführer

 Do • 25.5.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

„Deutsche im Ausland – Ausländer in Deutschland.“ – Zur Geschichte der Russlanddeutschen

Russlanddeutsche ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von deutschsprachigen Gruppen in unterschiedlichen Regionen des russischen Zarenreiches, der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten. Wie andere deutsche Minderheiten sind sie das Ergebnis vielfältiger Migrationsprozesse.

Die Anwerbepolitik der Zaren im 18.und 19. Jahrhundert, führte tausende Ausländer in das Russische Reich. Erst in der Sowjetunion entwickelten sie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Nach dem Zweiten Weltkriegs, vor allem aber nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, kamen viele Russlanddeutsche als Aus- und Spätaussiedler in die Bundesrepublik. Hier werden sie oft als Fremde angesehen.

Der ausgewiesene Tübinger Migrationsforscher Dr. habil. Mathias Beer beleuchtet in Worten, Zahlen und Bildern wesentliche Stationen der Geschichte der Russlanddeutschen. Sie führte Deutsche ins Ausland und nach mehr als zwei Jahrhunderten deren Nachkommen als Ausländer nach Deutschland.

Dr. habil. Mathias Beer ist Zeithistoriker und geschäftsführender Direktor des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen. Für seine Forschungen und Publikationen auf dem Gebiet der europäischen Migrationsgeschichte und der Zuwanderungen in den deutschen Südwesten ist er 2017 mit dem Ludwig-Uhland-Preis ausgezeichnet worden.

 Di – Fr • 13. – 16.6.2023

Das Bauhaus – Jena - Weimar - Dessau - Buchenwald.

Eine Entdeckungsreise zu den Ursprüngen und Wirkungsstätten der Moderne.

(Ausführliches Programm und Reisebeschreibung)

Reiner Theurer

Anmeldung: anmeldung@geschichtsverein-bietigheim-bissingen.de

 Do • 22.6.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

„Die Geschichte der Bietigheim-Bissinger und Sachsenheimer Apotheken“

Die Apotheken in Bietigheim-Bissingen und Sachsenheim können teilweise auf eine lange Geschichte zurückblicken. Davon werden die jetzigen bzw. früheren Inhaber dieser Apotheken erzählen. Andreas Bühler (Inhaber der inzwischen geschlossenen Apotheke beim Rathaus u.a.), Oliver und Eberhard Müller (jetziger und früherer Inhaber der Schiller-Apotheken), Gabriele Melzow (Inhaberin der Apotheke im Buch), Regina Schoch-Grimm (Inhaberin der Schloß-Apotheke in Sachsenheim), Beza Yoahnnes-Solomon und Dr. Martine Strobel (jetzige und frühere Inhaberin der Enz-Apotheke Bissingen) haben interessante Überlieferungen zusammengetragen und werden diese zusammen mit zahlreichen Bildern präsentieren.

 So • 2.7.2023 • 11 Uhr bis 17 Uhr

Der „Museumsbunker“ in der Brandhalde und der „Luftschutzstollen“ unter der Laurentiuskirche sind geöffnet.

 Do • 6.7.2023 • 17 Uhr • Stadtarchiv in der Lateinschule

Führung durchs Stadtarchiv: „Thema Medizin“

Stadtarchivar Dr. Christoph Florian

Anmeldung: anmeldung@geschichtsverein-bietigheim-bissingen.de

 Do • 27.7.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Friedrich Barbarossa - Kaisertum zwischen Kirche und Welt“

Zweifellos ist Barbarossa neben seinem Enkel Friedrich II. der bekannteste Kaiser des 12. Jahrhunderts und auch der letzte, der die verlorengegangene Superiorität des Kaisertums über die Kirche noch einmal herstellen wollte. Doch längst war das Kaisertum – auch und gerade bedingt durch die Verhältnisse in Deutschland - in die Defensive gelangt. Umso interessanter erscheint es daher, die wechselvolle Politik dieses Herrschers in den Blick zu nehmen, der auch durch seinen ungewöhnlichen Tod zum tragischen Helden verklärt wurde.

Dr. Hartmut Jericke ist Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen: dort Lehrkraft für Geschichte und Philosophie sowie Referent von Themen zur deutschen und europäischen Geschichte

 So • 3.9.2023 • 11 Uhr bis 17 Uhr

Der „Museumsbunker“ in der Brandhalde und der „Luftschutzstollen“ unter der Laurentiuskirche sind geöffnet.

 Do • 14.9.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Die Flucht der Bertha Amend. Ein Zeugnis gegen das Vergessen.“

Juden im nationalsozialistischen Deutschland, die mit nichtjüdischen Partnern in einer sogenannten „Mischehe“ lebten, waren vor Deportation und Vernichtung einigermaßen geschützt. Ab 1944 begann jedoch der prekäre Schutz aufzuweichen und es traf zunächst diejenigen, deren Ehe durch Scheidung oder Tod des nichtjüdischen Partners aufgelöst war. Sie wurden nach Theresienstadt deportiert, wo die meisten nach großen Leiden immerhin überlebten.

Kurz vor Kriegsende traf es auch die jüdischen Partner in bestehenden Ehen. So auch Bertha Amend, die im Februar die Anweisung bekam, sich am 12. Februar 1945 im Bietigheimer Durchgangslager zu einem Sammeltransport in Richtung Theresienstadt zu melden. Sie floh, versteckte sich und konnte so der Deportation entkommen.

Ihr, wenig später, verfasster Bericht über die spektakuläre Flucht wurde von Günter Thumm im Staatsarchiv Ludwigsburg entdeckt und herausgegeben. Der Bericht stellt ein bewegendes und dramatisches Dokument aus einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte dar.

Günter Thumm und Dr. Christoph Florian

 Do • 28.9.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „An der Grenze zu Vorderösterreich: Hofgut Bernstein, Kloster Kirchberg, Schloss Glatt“

Wolfram Wehnert

 Sa • 30.9.2023 • 8 Uhr • Treffpunkt 🞊 ZOB Bietigheim

Tagesexkursion zum Hofgut Bernstein, Kloster Kirchberg und Schloss Glatt

Auf der Suche nach Exkursionszielen in Südwürttemberg, im ehemaligen Vorderösterreich, stieß Wolfram Wehnert beim Besuch des Wasserschlosses Glatt auf zwei ca. 9 km entfernte Klöster, das sind Kloster Bernstein (heute Hofgut Bernstein) und Kloster Kirchberg. Die sehr unterschiedliche, geschichtliche Entwicklung beider Klöster, aber auch des Renaissanceschlosses Glatt, sind spannende Ziele für eine Tagesexkursion fand Herr Wehnert.

Da gibt es z. B. eine nach dem 2. Weltkrieg in den Räumen des ehemaligen Franziskaner-Terzianen-Klosters Bernstein arbeitende Kunstschule Bernstein. Sie war so etwas wie die Keimzelle der Nachkriegskunst in Südwestdeutschland. Einer der Leiter war HAP Grieshaber. Heute sind 170 Exponate aus den neun Jahren Bernstein Kunstschule im Schloss Glatt ausgestellt.

Im ehemaligen Dominikanerinnenkloster Kirchberg ist nach ca. 2 Jahrhunderten säkularer Staatsdomäne im Jahr 1955 wieder eine Bruderschaft, die Evangelische Michaelsbruderschaft in das Berneuchener Einkehrhaus eingezogen ist. Die Stundengebete, Morgenlob, Mittagsgebet, Vesper und Komplet gehören dort wieder zum festen Tagesplan.

Ebenso gibt es im Schloss Glatt baugeschichtlich besondere Treppenhäuser, deren Vorbilder im Fondaco dei Tedeschi, dem Lagerhaus der deutschen Händler am Canale Grande in Venedig, zu finden sind.

Wolfram Wehnert

Anmeldung: anmeldung@geschichtsverein-bietigheim-bissingen.de

 So • 8.10.2023 • 14 Uhr • Treffpunkt 🞊 Parkplatz Ellental-Gymnasien

„Bunkerwanderung“ vom Eisenbahnviadukt durch das Ellental bis zum Museumsbunker Ro1.

Till Kiener

 Do • 26.10.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Der Bietigheimer Raum in römischer Zeit“.

Obwohl der archäologische Nachweis bisher noch nicht definitiv erbracht werden konnte, gibt es gleich mehrere Gründe, die es nahelegen, dass am Ufer der Metter unweit von deren Mündung in die Enz in Bietigheim eine römische Siedlung gelegen haben muss. Was spricht für diesen Marktort und woher kamen dessen Bewohner? Wo lagen damals weitere Siedlungen im Bereich zwischen Ludwigsburg und Heilbronn und welche Bedeutung hatte der Bietigheimer vicus für das Handwerk und den Handel? Welche Waren gelangten über Pforzheim und die Enz ins Neckartal und wo hat man am Lauf des Flusses weitere bedeutende Ansiedlungen gefunden?

Der Vortrag wird neben den vici auch einige ausgewählte römische Villen thematisieren, unter denen die im Löchgauer Weißenhof, im Großsachsenheimer Holderbüschle und in Bietigheim Weilerlen die zu dem Bietigheimer vicu nächstgelegenen waren.

Außerdem sollen den gesamten Raum betreffende allgemeine Fragen beleuchtet und beantwortet werden: Warum und wann dehnte Rom seine Grenzen bis zum Neckar und später sogar bis zum obergermanisch-rätischen Limes aus? Warum kam es im 3. nachchristlichen Jahrhundert zunächst zu einer ökonomischen Krise und schließlich zum Zusammenbruch der römischen Herrschaft in unserem Raum? Warum sah die Bevölkerung am Neckar in der Zugehörigkeit zum Imperium eher Vorteile und identifizierte sich mit diesem? Was sind die Gründe für eine massive Ertragssteigerung im landwirtschaftlichen Bereich, wodurch die Versorgung einer Stadtbevölkerung erst möglich wurde? Warum wurde trotz hohem Weinkonsum noch kein Wein in unserer Region angebaut und von woher bezog man ihn?

Der Walheimer Historiker Frank Merkle hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Erforschung des Raums von Ludwigsburg bis Heilbronn zur römischen Zeit auseinandergesetzt und sich unter anderem in einem Aufsatz für die Ludwigsburger Geschichtsblätter speziell mit dem Bietigheimer Raum beschäftigt.

 Di • 21.11.2023 • 19 Uhr • Evangelisches Gemeindehaus Schwätzgässle

Vortrag „Eine Bibelkonkordanz und die Geschichte der Familie Jehle in Bietigheim und anderswo“.

Im Stadtarchiv befindet sich jetzt ein prächtiges Buch aus dem Jahr 1718. Es handelt sich dabei um eine sogenannte „Bibelkonkordanz“, die wichtige Begriffe der Bibel auf Deutsch und zusätzlich auf Hebräisch und Griechisch wiedergibt und als Hilfe zur Erstellung einer Predigt diente.

Der Band war einst im Besitz der Familie Jehle. Die weitverzweigte Familie hat ihre Spuren in der Bietigheimer Stadtgeschichte hinterlassen. Der Kornwestheimer Bäcker Christoph Jehle kam 1764 als erster Jehle nach Bietigheim und heiratete die Bäckerstochter Dorothea Ade und betrieb seine Bäckerei im Hornmoldhaus. Viele Nachkommen waren Bäcker, später brachte die Familie bedeutende evangelische Theologen hervor. Darunter Friedrich Martin Jehle, Autor und Herausgeber, aus dessen Besitz die „Bibelkonkordanz“ ursprünglich stammt, und sein Sohn Gustav Arthur Jehle, der für die Basler Mission tätig war.

In der Veranstaltung wird der imposante Band vorgestellt und der Familiengeschichte der Jehles nachgegangen. Stadtarchivar Christoph Florian schildert das Schicksal des Buches, Pfarrer Bernhard Ritter veranschaulicht, wie eine Predigt entsteht und Pfarrer Ulrich Jehle hält den zentralen Vortrag über die spannende Geschichte seiner Vorfahren, deren Weg über Bietigheim schließlich bis nach Afrika führte.

Eine gemeinsame Veranstaltung der Evangelischen Stadtkirchengemeinde und des Stadtarchivs Bietigheim-Bissingen mit Unterstützung des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen e.V.

 Do • 23.11.2023 • 19:30 Uhr • Enzpavillon

Vortrag „Lurchi und Co. Werbefiguren“.

Im ersten Teil des Vortrags stellt Dr. Catharina Raible die Werbefiguren im Allgemeinen vor. Im 19. Jahrhundert mit Figuren wie „Bibendum“ der Firma Michelin, die bereits in den 1890er Jahren die Kraft der Werbefiguren erkannt haben. Bis heute ist das „Michelin-Männchen“ weltweit erfolgreich – nicht nur für Autoreifen, sondern auch für Essensempfehlungen. Zahlreiche Firmen entwickelten um die Jahrhundertwende und zu Beginn des 20. Jahrhundert Markennamen, Markensymbole, Wortmarken, Bildmarken und in diesem Zusammenhang vielfach auch Werbefiguren als Sympathieträger. Wer erinnert sich nicht an den Bär der Bärenmarke oder an den Feuersalamander Lurchi der Firma Salamander. Im Stadtmuseum Hornmoldhaus sind bis 14. April über 500 Werbefiguren ausgestellt, die vom Stuttgarter Sammler Ulrich Gohl zusammengetragen wurden. In diesem Vortrag werden einige davon detailliert vorgestellt und die gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung beleuchtet.

Im zweiten Teil stellt Günther Bentele die Geschichte der Bildergeschichten und Comics vor. Er greift dabei weit in die Kunstgeschichte und die erzählenden Bilderwelten zurück und zeigt damit zunächst den Beginn der Comics. Als Schwerpunkt des Vortrags wird er die Bildgeschichten von „Lurchis Abenteuer“ vorstellen – angefangen bei den ersten Heften von 1937. Als Texter der Hefte 115 - 129 wird er die Zusammenarbeit mit dem Zeichner Dietwald Doblies und die Hintergründe der Entstehung und der Produktion der Hefte aufzeigen.

Der gemeinsame Vortrag bietet einen vertiefenden Einblick und wertvolle Ergänzung zum Ausstellungsrundgang, wo erstmalig unveröffentlichte und nie gezeigte Dokumente zu sehen sind.

Dr. Catharina Raible und Günther Bentele


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