Mit dem Geschichtsverein im Nordschwarzwald

Bericht über die Jahresexkursion am 31. Mai 2008 unter der Leitung Vortrag von Anne D. und Manfred Kurz

Nach Hirsau und zu verborgenen Schätzen im Schwarzwald führte die Jahresexkursion des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen, der damit seiner seit Jahren gepflegten Tradition folgte, wenig bis gar nicht bekannte Kostbarkeiten unseres Landes zu besuchen.

So gehörten in Hirsau nicht nur die bekannte Klosterruine Peter und Paul und die Reste des ehemaligen herzoglich württembergischen Schlosses zum Besichtigungsprogramm, sondern auch der beeindruckende romanische Kirchenraum des ehemaligen Aurelius-klosters. Stadtarchivar Rathgeber aus Calw berichtete über die bewegte Geschichte des Klosterortes von der ersten Besiedelung im 8. Jhdt. bis zum Schicksalsjahr 1692, in dem Kloster und Schloss durch die Soldaten des französischen Generals Melac eingeäschert wurden. Anschließend öffnete er uns das sehenswerte Klostermuseum und führte durch die berühmte Klosterruine und in den einzigen erhaltenen Klosterraum, die spätgotische Marienkapelle mit ihren beachtenswerten 12 Apostel-Konsolfiguren des Meisters Martin aus Urach. Nach einem flott servierten Mittagessen im Löwen ging es über Schwarzwaldhöhen zum kleinen Burgstädtchen Zavelstein.

Mit gerade mal 12 Häusern plus Amtshaus plus Pfarrhaus und Kirche war der Ort einst die kleinste Stadt Alt-Württembergs. Überragt wird sie vom Bergfried der immer noch ansehnlichen Burgruine. Exkursionsleiter Manfred Kurz wies auf überraschende Parallelen zu Bietigheim hin. Burg Zavelstein wurde wie die ehemalige Bietigheimer Burg im 12.Jhdt. erbaut, und auch von den Grafen von Vaihingen. Und wie Bietigheim im Jahr 1360 wurde Zavelstein im Jahr 1369 von den aufstrebenden Württemberger Grafen den Vaihingern abgekauft. In Zavelstein steht der Burgturm noch. Der Bietigheimer mag ähnlich ausgesehen haben. Er ist nur noch in seinen Fundamenten unter der Bietigheimer Kelter erhalten und im Wappen unserer Stadt.

Den Exkursionsteilnehmern völlig unbekannt war die Kirche von Effringen, zwischen Neu-Bulach und Wildberg gelegen. Eine Besonderheit dieser Kirche ist, dass sie sechs Generationen lang im Besitz der bürgerlichen Familie Grückler war, die sie im Jahr 1379 mit allen Pflichten und Rechten dem Kloster Stein am Rhein abgekauft hatte. Sie stellte all die Jahre die Pfarrherren der Kirche und sorgte nach und nach für die Erneuerung und Vergrößerung der Kirche aus der Romanik heraus bis über die letzte Gotik hinaus.

Anne D. Kurz erklärte die Baugeschichte bis zum Jahr 1525, in dem das spätgotische Langhausgewölbe mit völlig ungewohnten, bereits der Renaissance und dem Humanismus angehörenden Bildern versehen wurde, die auch Karikaturen nicht aussparen. Die Fotografen hatten viel zu knipsen.

Von außen teilweise bekannt,von innen kaum, war das urige, dem hl. Kandidus geweihte Kirchlein zu Kentheim im Nagoldtal, wenige Kilometer südlich von Calw. Erbaut in seinen Anfängen im 8. Jhdt. als Missionskirchlein, wurde das kleine Gotteshaus später Klösterlein Hirsauer Nonnen, dann Pfarrkirche und Friedhofskirche mehrerer Schwarzwaldgemeinden. An der Kirchenmauer aufgereiht sind noch einige bäuerliche Grabsteine, plastisch geschmückt mit Spaten, deren Stiele in ein Kreuz übergehen, und der anrührende Stein der fleißigen Spinnerin mit der Darstellung eines Rockens und einer Spindel. Im Innern überrascht ein spätgotisch ausgemalter Turmchor, aber vor allem ein wesentlich älterer Leben-Jesu-Bilderfries im Langhaus aus dem 14.Jhdt., gemalt in bewegtem Stil, vergleichbar den höfischen Gestalten der Manessischen Liederhandschrift.

Beim abendlichen Abschluss in Warmbronn bedankten sich die Teilnehmer sehr für diese typische Geschichtsvereinsexkursion, die wieder einmal unter dem Motto stand „Sieh, das Gute liegt so nah“.