Württemberg und das Elsass. 700 Jahre gemeinsame Geschichte.

Bericht über eine Reise des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen (17. - 20.7.2024)

Vor genau 700 Jahren erwarben die Grafen von Württemberg ihre ersten Besitzungen im Elsass - aus diesem Anlass führte die diesjährige Reise des Geschichtsvereins ins Elsass und erinnerte an die wechselvolle deutsch-französische Geschichte dieser Region.

Zuerst besuchte die Bietigheimer Reisegruppe die Hohkönigsburg am Rande der Vogesen - lange eine Burgruine, bis Kaiser Wilhelm II. sie nach 1900 im Stil der Burgenromantik wieder aufbauen ließ. Heute ist die Burg ein imposantes Gebäude, allerdings mit überraschend engen Räumen und Gängen, dafür aber mit einem fantastische Ausblick über die Rheinebene. Am Abend bezog die Gruppe ein sehr schönes Hotel in Riquewihr/ Reichenweier, direkt unterhalb eines Weinbergs gelegen, wo wir drei Tage die exquisite französische Küche genießen konnten.

An der Hauptstraße des Weinortes Riquewihr reihen sich prächtige Fachwerkhäuser aneinander, heute sehr oft Weinstuben und Restaurants, viele mit schönen Innenhöfen. Dazwischen gibt es herrschaftliche Häuser mit Renaissance-Portalen, die von dem württembergischen Architekten Heinrich Schickhardt gebaut wurden. Auf die württembergischen Spuren in Riquewihr verweist auch die Ausstellung „Württemberg und das Elsass“, die wir im Schloss besuchten; dort werden auch die Originalkaufverträge aus dem 14. Jahrhundert gezeigt.

Unsere charmanten Stadtführerinnen wiesen wiederholt darauf hin, dass das Elsass im Lauf der Geschichte länger zu Deutschland als zu Frankreich gehörte. Einige heutige Privilegien der Elsässer stammen noch aus der deutschen Zeit, sie erhalten zum Beispiel bei einem Klinikaufenthalt höhere Erstattungen von der Krankenkasse als die übrigen Franzosen.

Den ehemals württembergischen Besitz verließen wir mit einem Abstecher nach Kaysersberg, in den Geburtsort Albert Schweitzers, an den ein neu gestaltetes Museum erinnert. Kaysersberg ist größer als Riquewihr und wirkt auch städtischer, mit schönen Bauensembles und einer bedeutenden spätmittelalterlichen Kirche mit einem eindrucksvollen Flügelaltar. Nach dem Verlassen des Ortes fuhren wir wieder durch die endlos ausgedehnten Weinberge, die für diese Gegend typisch sind, diesmal aber zu einem Bio-Weingut, wo wir die elsässischen Köstlichkeiten probieren konnten.

Der nächste Tag führte die Bietigheimer Reisegruppe nach Montbélliard / Mömpelgard, das durch Heirat an das Haus Württemberg kam. Unsere eloquente Stadtführerin konnte uns das württembergische Schloss leider nur von außen zeigen, da es zur Zeit restauriert wird, aber sie erläuterte alle Aspekte dieser bis zur Revolution württembergischen Stadt in ihrer französischen Umgebung und wies auch auf die Industriegeschichte hin (Peugeot). Schickhardt baute hier die erste rein protestantische Kirche in Frankreich; Montbélliard war eine evangelische Enklave im katholischen Frankreich.

Den Abschluss einer Reise, die reich an vielfältigen Eindrücken war, bildete der Besuch in Colmar, der drittgrößten Stadt des Elsass. Dort führte uns der Stadtrundgang auch am „Haus der Köpfe“ vorbei, dessen Porträt-Skulpturen vor ein paar Jahren in der Diskussion um die Porträts an der Bietigheimer „Villa Visconti“ als Parallele genannt wurden.