Ukrainerin:

„Ich kann mich an den Tag erinnern, als auf der Straße unseres Dorfes, vom Friedhof kommend, eines Tages Motorräder vorbeifuhren, auf denen deutsche Soldaten saßen. In Folge eines Befehls wurde bei uns ein großes Zimmer beschlagnahmt, dort wurden drei Frau einquartiert. Bald waren sie mit uns im Lager in Bietigheim. Im Herbst 1943 (September/Oktober) wurden die Dorfeinwohner von nahe liegenden Dörfern zum Ausheben von Schützengräben herangezogen. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern. Meine Mutter, meine Geschwister Wladimir und Raisa sind zum Ausheben der Schutzgräben gegangen. Ich bin allein zu Hause geblieben, ich war zehn Jahre alt. Im Haus waren außerdem die einquartierten Frauen. Plötzlich habe ich meine Mutter gesehen, sie war total aufgeregt, hinter ihr war ein Soldat mit einer Waffe. ‚Galina, du sollst dich fertig machen. Ich bin kommen, um dich abzuholen. Wir werden nach Deutschland gebracht!’ Zum Sachenpacken war nicht viel Zeit. Ich schaffte es nur, meine Jacke mitzunehmen, und unter den Rufen ‚Schnell, schnell!’ wurden wir weggebracht. Die drei einquartierten Frauen wurden auch deportiert, sie teilten unser Schicksal. Auch aus den nahe liegenden Dörfern sind viele Menschen unter Zwang zum Bahnhof Nowji Bug gebracht. Die Menschen, welche beim Ausgraben der Gräben arbeiteten, wurden auch unter Zwang zum Bahnhof gebracht. Sie hatten aber keine Möglichkeit, erst noch nach Hause zu gehen. Weiter ging es mit dem Verladen in Güterwagons. Die Waggons hatten kleine Fenster, die mit Stacheldraht vergittert waren. Wir hatten ganz primitive Toiletten: ein Loch im Boden. Die Leute waren total verwirrt. Die Unwissenheit hat uns verwirrt und Angst gemacht. Der Zug fuhr ab. Ich wurde mit den Händen hoch genommen, damit ich durch das Fenster sehen konnte, wohin wir fuhren, um dann die Richtung den anderen mitzuteilen. Der Zug kam bei der Station Nowopoltawka an. Es fing an zu dämmern. Die Bewachung im Waggon stand, wie bei jedem Halt, von ihrem Platz auf und hat unseren Waggon von außen bewacht. Und die Männer haben dann ein paar Bretter vom Boden gelöst und auf das Wegfahr-Signal gewartet. Unser Waggon war der letzte des Zuges. Der Zug ist langsam angefahren und durch das Loch im Boden sind schnell einige Menschen geflüchtet. Wie viele dabei gerettet wurden, das weiß ich nicht, aber meine Tante und eine Cousine konnten fliehen.”