„Wie eine Rinderherde wurden wir in einen Gebäudekomplex getrieben. Auf der Tür stand Entlausung. Im Gebäude wurde uns befohlen, uns auszuziehen und die Kleider sowie den persönlichen Besitz auf einen Haufen zu werfen. Wir mußten dann an einer Reihe von russischen Frauen vorbeimarschieren, während auf der anderen Seite SS-Wachen standen. Die Frauen schnitten uns die Haare mit stumpfen Scheren bis auf die Kopfhaut ab, was uns Schmerzen verursachte. Die nächste Operation bestand darin, uns die Achsel- und Schamhaare wegzuschneiden, was viele Verletzungen und Blutungen hervorrief. Zum Schluss wurden wir mit Chemikalien besprüht, die einen Ausschlag hervorriefen. Den SS-Männern machte es großen Spaß, das Ganze zu beobachten, und sie versuchten die Frauen unter Hohngelächter und ordinären Ausdrücken zu ermutigen, ein Spiel daraus zu machen. Für uns war die Erniedrigung vollkommen. Die meisten von uns waren von der Bahnfahrt so benommen und durch die Behandlung im Bietigheimer Lager so entsetzt, daß es uns nichts mehr ausgemacht hätte, wenn im nächsten Zimmer statt Wasser Giftgas aus den Duschvorrichtungen gekommen wäre.”

Quelle: Scheck, M.: Das KZ vor der Haustüre. Vaihingen/Enz 1996, S. 49f.